Ob Mobiltelefone und Sendemasten eine Gefahr für die Gesundheit darstellen, konnte bislang weder zweifelsfrei nachgewiesen noch widerlegt werden. Das Bundesamt für Strahlenschutz und andere Einrichtungen geben dennoch Vorsorgetipps für den Umgang mit der Technik heraus. Unser Kollege Christoph Böhmert hat gemeinsam mit Forschern der University of Wollongong in Australien untersucht, wie solche Hinweise die Gefahrenwahrnehmung der Menschen beeinflussen können. Ihre Studie erschien im International Journal for Environmental Research and Public Health, die Ergebnisse hat das KIT in einer Pressemitteilung zusammengefasst. Für den WMK-Blog erklärt Christoph Böhmert, warum ihn das Thema interessiert und wie er seine Kooperationspartner gefunden hat.

Eure Studie untersucht die Wirkung von sogenannten Vorsorgebotschaften. Was genau sind Vorsorgebotschaften und warum werden sie gerade beim Thema Mobilfunk eingesetzt?

Porträtbild Christoph Böhmert
Christoph Böhmert

„Vorsorge“ muss man erst einmal von „Schutz“ unterscheiden. Während Schutzmaßnahmen vor einer nachgewiesenen Gefahr schützen oder ein nachgewiesenes Risiko minimieren, greift Vorsorge früher – nämlich dann, wenn es zwar plausibel ist, dass es eine Gefahr gibt, diese Gefahr aber noch nicht nachgewiesen ist. Vorsorgebotschaften sind dementsprechend Informationen über bereits getroffene oder mögliche Maßnahmen zur Vorsorge.

Inwiefern sind Risikokommunikation und -wahrnehmung auch Teil der Wissenschaftskommunikation?

Risikokommunikation sehe ich als eine der Hauptaufgaben für die Wissenschaftskommunikation. Welche Risiken es zum Beispiel auch bei neuen Technologien gibt, sollte nicht nur erforscht, sondern den Bürgern auch kommuniziert werden. Die Wahrnehmung der Bürger bestimmt den Kommunikationsprozesses mit.

Wie kam die Zusammenarbeit zwischen dir und der University of Wollongong in Australien zustande?

Ich habe Professor Peter Wiedemann, einen meiner Betreuer, 2013 auf einer Konferenz in Tokio kennengelernt. Seitdem arbeite ich mit ihm zusammen. Er forscht seit einiger Zeit auch an der University of Wollongong. Dank ihm kam die Zusammenarbeit zustande. Letztes Jahr war ich für einen Forschungsaufenthalt in Australien, um mit den Kollegen die Umfrage durchzuführen.

Du beschäftigst dich mit dem Thema im Rahmen deiner Dissertation. An welchen Aspekten der Risikokommunikation forschst du noch?

Im Wesentlichen geht es um Vorsorgebotschaften und deren Auswirkungen. Die Effekte solcher Botschaften schaue ich mir genauer an. Im Frühjahr haben wir zum Beispiel eine Studie veröffentlicht, in der es darum ging, wie Informationen zur Vorsorge abhängig von der Persönlichkeit der Rezipienten aufgenommen wird.

Studie zur Technikkommunikation: Vorsorglich warnen oder nicht?

Ein Kommentar zu „Studie zur Technikkommunikation: Vorsorglich warnen oder nicht?

  • 24. April 2018 um 18:16 Uhr
    Permalink

    Hallo Herr Böhmert
    Jetzt interessiert mich noch, was es mit der sogenannten „Stakatto-Strahlung“ auf sich hat, also kein gleichmäßiges, sondern gepulstes Senden. Wäre es Licht, dann würde es dauernd in schneller Folge blitzen, statt gleichmäßig leuchten.
    Ich habe mal gelesen, dass dieses Gepulste kritisch sei. Als Beleg wurde der Stall eines Bauernhofs angeführt, in dem die Küche ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr richtig fressen wollten und zu kränkeln begannen. Der Zeitpunkt soll zusammengetroffen sein mit der Inbetriebnehme eines Handymastes in unmittelbarer Nähe. Nach Verlegung des Handymastes an einen alternativen weiter entfernten Standort, soll das Verhalten der Tiere sich wieder normalisiert haben.
    Was meinen Sie dazu?

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